• Blog über Wein und Genuss

Die Weinsprache

Die Weinsprache bzw. der Umgang mit Wein kommt außenstehenden sicher oft schräg vor, was nicht selten auch zutrifft. Um für die Wein-Bekloppten (mich eingeschlossen) eine Lanze zu brechen: Ich behaupte, wo „Experten“ am Werk sind, können weniger betroffene meist nur schmunzeln. Wenn man z.B. einer Whisky-Verkostung beiwohnt, ergeben sich vergleichbare Situationen.

Wozu dient nun diese Weinsprache bzw. die Beschreibung der Weine? Im Idealfall hilft mir eine differenzierte, objektive Beschreibung einen passenden Wein zu finden. Ich kann mir in etwa ein Bild von dem Wein machen, ob dieser mir dann aber auch wirklich schmeckt? Je klarer und eindeutiger die verwendeten Begriffe der Weinsprache sind, desto eher kann man diese auch nach vollziehen. Dabei muss man z.B. unterscheiden, wenn auf einer Weinprobe mal eben der Wein kommentiert wird. In diesem Fall hat man es eher mit einer subjektiven Formulierung zu tun, die dem Unterhaltungswert dient.

Gute Wein-Beschreibungen können auch lehrreich sein: Ich werde damit eventuell auf Aromen aufmerksam, die ich zwar geschmeckt habe ohne es formulieren zu können. Vielleicht komme ich aber auch zu einem ganz anderen Ergebnis! Darüber hinaus macht es mir Spaß, interessante Beschreibungen zu lesen, um für mich Geschmacksvermutungen anzustellen (verrückt? – etwas schon…).

Die mit der Weinsprache einhergehende differenziertere sensorische Warnehmung läßt den Spaß am Wein sicher auch eine Stufe höher hüpfen. Dagegen das Beispiel Malerei: Da mir leider das Hintergrundwissen fehlt, läuft man persönliches Urteil auf gefällt oder gefällt nicht hinaus – was mir hier auch reicht.

Versucht man eine Unterscheidung zu treffen, so ergeben sich im wesentlichen zwei Lager: Biertrinker – Weintrinker. Erstere sind oft der Meinung, die Weintrinker machen zu viel Bohei um ihr Getränk (könnte stimmen, macht aber auch viel Spaß!). – Die Freunde der Craft-Beer Szene stehen den Weintrinkern in diesem Punkt aber wohl inzwischen in nichts mehr nach. Doch letztlich kann man z.B. auf einer Party mal eben ein Bierchen trinken, während das einfache Leeren des Weinglases ohne genaueres Hinschmecken schon schwerer fällt….. Es macht aber auch Spaß auf einer Party einfach nur Wein zu trinken!

P1040951Andererseits kann es herrlich sein in kleiner Runde einen Wein zu zelebrieren. Über einen guten Wein und seinen Geschmack, Aromen u.ä. zu philosophieren, und vielleicht ein wenig rumzuspinnen, ist eine nette Beschäftigung. Unbeteiligte sollte man damit sicher verschonen. Im Übrigen stellt sich natürlich die Frage, was heißt „guter Wein“. In diesem Zusammenhang sehe ich einen Wein als gut an, der möglichst viele verschiedene Aromen und Geschmacksnuancen zu bieten hat. Vielleicht rankt sich sogar noch eine kleine Geschichte um den Wein bzw. den Winzer. Das Leben kann ein Genuß sein.

In die Rubrik „Rumspinnen“ fallen so ungewöhnliche Formulierungen wie die Wein-Beschreibung:“…. eine geile Schwarzwälder-Kirschtorte-Note springt aus dem Glas, wie der Super Held eines Comics.“ ( Stuart Pigott – seriöser Weinjournalist mit Bezug zum normalen Weintrinker) Jeder kann sich jetzt genau vorstellen, wie dieser Wein wohl schmeckt – oder auch nicht. Ich liebe schräge, unprofessionelle Beschreibungen, bei denen die Fantasie des Autors sich scheinbar überschlagen hat. Noch eine Kostprobe:“….. ein Panzer fährt auf Seidenketten die Mundhöhle ab (bezogen auf den Wein G-Max von Keller; Autor unbekannt).

Bei alledem möchte ich nochmal meine Achtung betonen, für die wirklichen Profis, die in der Lage sind, Weine sensorisch perfekt zu beschreiben. Leider gerät man manchmal aber an Pseudo-Profis, die sich als Erzähler entpuppen. So lange diese Erzähler nicht zum Klugscheißer mutieren, kann es durchaus Spaß machen ihnen zu zuhören, und sich vielleicht seinen Teil denken. Die eigene Beschreibung bzw. Wahrnehmung darf einem auf keinen Fall peinlich sein! Am Ende zählt eh nur: Schmeckt oder schmeckt nicht. Da darf ein Wein auch mal einfach nur lecker sein.

 

„Es ist besser, Genossenes zu bereuen, als zu bereuen, das man nichts genossen hat.“ (Giovanni Boccacio, 1313-1375, italienischer Dichter)

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