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VDP – GG

Was für eine Überschrift. Nein – nicht mein Formulierungswahnsinn ist gemeint, sondern der Inhalt dieser Buchstaben. Es erinnert etwas an CR7  (Cristiano Ronaldo). Dieser Fußballer steht u.a. für Champions League, genau wie GG, nur eben in einer anderen Branche. GG steht an der Spitze der Pyramide, darüber kommt nichts mehr. Da stellt sich die Frage, kann man bzw. ich solche Weine kritisieren? Dazu gleich mehr.VDP gilt als die älteste und einzige nationale Vereinigung von Spitzenweingütern in der Welt. Es gibt strenge Aufnahmekriterien. Nicht jeder kann mitmachen (ca. 200 Mitglieder). GG bedeutet großes Gewächs. Die VDP Klassifikation beginnt mit dem Gutswein, dann kommt der Ortswein, die Erste Lage und an der Spitze die Große Lage bzw.das Große Gewächs.

Große Gewächse (GG) haben festgelegte Kriterien zu erfüllen. Es sind nur bestimmte Rebsorten zugelassen. Der Wein stammt vom VDP eigens klassifizierten Spitzenlagen. Der Ertrag wird zu Gunsten der Qualität reduziert. Die Weine werden trocken ausgebaut. Der Weißwein kommt erst im September des darauffolgenden Jahres auf den Markt. Da der Markt bei einem Wein dieser Qualität nicht viel hergibt, reservieren sich viele ihren Wunschwein. So kommt mancher Wein kaum in den öffentlichen Verkauf. Wir bewegen uns also hier in einem sehr exklusiven Segment. Die Preise liegen oft zwischen 30 und 50 Euro, können aber auch mal schnell die 100 Euro Grenze erreichen. Verglichen mit dem Pendant aus Frankreich, den „Grand Cru“ Weinen, sind das trotzdem z.T. noch Schnapper-Preise.

Der VDP gilt als das Aushängeschild deutscher Weine im Ausland was die Qualität betrifft. Dieser Verband zeichnet sich für eine Menge Veranstaltungen verantwortlich, so auch für die jährliche Tour der Großen Gewächse in einigen deutschen Großstädten. Diesmal habe ich an der Präsentation der Weine aus Baden und von der Mosel in Köln teilgenommen.

Die Teilnahme ist für mich immer etwas besonderes. Diese Veranstaltung wendet sich nicht an Endverbraucher. Es geht insgesamt recht ernst zu, oder muss ich sagen konzentriert? Infos zu den Weinen  gibt es oft erst auf konkrete Nachfrage hin. Man soll sich wohl einen eigenen Eindruck verschaffen, was ich nicht immer einfach finde. Am Stand von Schlumberger, nach eigener Aussage offen für Kritik, war der Kommentar zum Wein gewünscht. Mir stellt sich hier schon die Frage, maß ich mir an die Weine zu kritisieren? Entspricht meine Kompetenz dem Niveau der Weine? Es geht eben nicht einfach nur um ’schmeckt mir‘.

Der Winzer investiert in diese Weine viel Arbeit und Herzblut. GG – da geht erstmal qualitativ nichts mehr drüber. Sind die Weine damit unantastbar? Neee. Seriösen Weinjournalisten u.ä. gestehe ich natürlich ein fundiertes, kritisches Urteil zu. Die durchaus anzutreffende schlauschwätzerige Kritik dagegen finde ich unangemessen. Bei einigen Gesprächen hat man das Gefühl, dass nach dem typischen Haar in der Suppe gesucht wird. Schade.

Unabhängig von dem Thema ‚Kritik‘ hatte ich schon einen gewissen Eindruck von den Weinen. – Moselweine/Riesling, vor allem die trockenen, sind oft geprägt von Säure. Ich bin kein Säure-Junkie. Diese Weine jedoch zeichnete eine zwar deutliche, aber angenehme, wertige Säure aus. Mit der Zeit hatte ich trotzdem das Gefühl, nur noch Säure im Mund zu spüren. Einige Baguettescheiben später, verbunden mit ein paar dicken Schlucken Mineralwasser, war wieder Land in Sicht. Den einen oder anderen Wein habe ich als zu jung bzw. zu verschlossen empfunden. Oder waren diese Exemplare für mich zu anspruchsvoll? Na ja.

Zu meinem Bedauern konnte ich nicht alles probieren. Ein paar Tropfen sind mir aber besonders aufgefallen.

Von der Mosel (Riesling):

  •  Dr. Loosen 2016 Treppchen Alte Reben und 2016 Prälat Alte Reben
  • Clemens Busch, hier vor allem 2011 Marienburg ‚Fahrlay-Terrassen‘ mit 14 % Alkohol!
  • von Othegraven 2016 Altenberg Kanzem, mit deutlicher Restsüße – 7,5 % Alkohol!
  • Van Volxem, hier vor allem 2016 Scharzhofberge

Aus Baden (Spätburgunder):

  • Franz Keller 2013 + 2015 Eichberg, Oberrotweil
  • Wöhrle 2015 Kirchgasse
  • Bercher 2016 Feuerberg Kesselberg Eiswein – ein Wein für die Ewigkeit. 250g RZ, 8,5  Alkohol
  • Dr. Heger 2013 Vorderer Winkelberg – mein roter Favorit!

Bei den badischen Weinen habe ich mich vor allem auf die Spätburgunder konzentiert; für mich eine tolle Rebsorte. Und dann gibt es noch den Pinot Noir. Manche Winzer präsentieren ihren Spätburgunder eben als Pinot Noir. Eigentlich ist es das Gleiche. Ein anwesender Winzer hat mir dazu erklärt: „Es gibt keinen Unterschied. Als deutscher Winzer mache ich Spätburgunder. Dieser Wein (der gerade im Glas war) ist aber eher ein Pinot Noir.“ – Ja was denn nun, wenn er es schon nicht weiß? Ist mir letztlich auch egal, außergewöhnlich waren sie alle.

Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die nächste Verkostung!

Die Fotos sind Downloads vom VDP.

 

 

 

 

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