Als Wein-Trinker hat man es schwer. Begleitet man z.B. den Wein gedankenlos mit unpassendem Naschwerk, reagiert der Gaumen beleidigt. Plötzlich verschwinden all die feinen Aromen, und der Wein schmeckt langweilig. Oder man möchte sich einen netten Abend gönnen, und holt zum leckeren Essen einen besonderen Wein aus dem Keller. Funktioniert die Kombination nicht, so geht dies oft zu Lasten des Weines. Die ernüchternde Erkenntnis wäre dann, besser mit dem besonderen Wein den Abend ausklingen lassen. Ein „normaler“ Wein hätte es einfach so zum Essen auch getan.
Ich hatte mein Aha-Erlebnis bei einer Käse-Wein-Verkostung. Die Kombination eines schlichten Weines mit einem toll gereiften Käse war perfekt.
Der Wein solo getrunken war dagegen keine Offenbahrung. Die Alternative mit einem anspruchsvollerem Wein ging daneben; keine geschmackliche Chance für diesen Wein. Dies soll natürlich auf keinen Fall ein Plädoyer für einfache Weine zum Essen sein. Passende tolle Weine zu einem tollen Essen sind nicht zu toppen!
Wein das filigrane Getränk: Die Krux dabei ist, dass Einflüsse von außen sehr verändernd sein können. Der besondere Wein mag es nicht, wenn vom Zähneputzen kurz vorher noch die Zahncreme dominiert; oder der leckere Kaffee noch seine sensorischen Spuren hinterlassen hat; oder die rohe Zwiebel würzig, kräftig die über Stunden nichts anderes mehr wirklich schmecken läßt; oder mein Tischnachbar,der zu großzügig sein Rasierwasser aufgetragen hat; oder die Gläser mit einem muffigen Schrankton daher kommen; oder die feine Duftkerze,die den kompletten Raum verzaubert – ganz zu schweigen von den schon erwähnten unpassenden Speisen, oder die Frage welches Mineralwasser zu welchem Wein.
Am Anfang meiner Wein-Trinker-Zeit (dieser Punkt ist schon etwas weiter zurück in der Vergangenheit abgelegt) habe ich z.B. meinen Weinfluß durch Naschwerk ergänzt. Mein Gedanke dabei war, du hast eh nicht viel Ahnung von Wein, da macht ein Stück Schokolade zwischendurch kein Problem. Völlig falsch. Die bleibende Süße am Gaumen wirkt sich auf den nachfolgenden Wein aus. Für geübte Wein-Trinker bedeutet das sicher eine größere Einschränkung als für Ungeübte. Man kann mit Wein so viel Spaß haben. Genauso kann man sich eben diesen auch ganz schnell verderben oder einschränken.
Es ist wahrlich nicht so einfach einen besonderen Wein zu trinken. Man muß den Wein aber nicht gleich zelebrieren. Wenn man bewußt einschränkende Einflüsse auf den Wein vermeidet, kann man ihn problemlos genießen. Dabei darf man aber auch folgendes nicht außer Acht lassen: Bin ich entspannt, verkoste ich ganz anders, als in einem gestressten, angespannten Zustand!
Fazit: …… immer weiter trinken, ausprobieren und Spaß haben!